3 gegen 1 – Unsere Ländle-Workingmom kriegt langsam Schiss

Ländle-Workingmom, Episode 3

Was bisher geschah: Unsere Ländle-Workingmom möchte ihren Job, wie vorab des öfteren besprochen, zurück. 2 Gespräche blieben bisher erfolglos. Von der Stelle, die unsere Ländle-Workingmom über 10 Jahre lang auf- und ausgebaut hat, ist für sie nix mehr über. Der Grund: Sie hat ja jetzt n Kind.

  • Wo findet die Geschichte statt? In Vorarlberg – in einer Firma mit über 200 Mitarbeiter*innen
  • Wer spielt alles mit? In Teil 3 wieder unsere Ländle-Workingmom, ihr Abteilungsleiter, die Personalerin, neu dabei der Vize-Bigboss, am Nebenschauplatz der Betriebsrat, die AK.
  • What’s the problem? Unsere Ländle-Workingmom hat n Kind gekriegt und kehrt ins Berufsleben zurück.
  • Selbe Anmerkung: Ich gebe weder den Namen unserer Ländle-Workingmom, noch den Namen der Firma preis. Es existieren beide und ich fürchte mehr als nur einmal. Wer sich also als Firma angesprochen fühlt: Shame on you. Findet bessere Lösungen. Wer sich in unserer Ländle-Workingmom wiedererkennt: Fight for your right und hol dir Unterstützung.

Ready? Here we go!

Kackmom: Du hattest jetzt das Gespräch mit dem Vize-Bigboss?

Ländle-Workingmom: Ja, ich hab also um ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Vize-Bigboss gebeten und auch nen Termin gekriegt. Ich komm gut vorbereitet und zuversichtlich hin, sitzt mein Abteilungsleiter schon dabei. Irgendwann sag ich, ich hab um ein Einzelgespräch gebeten. Mein Vorgesetzter: Red einfach so, als ob ich nicht da wäre. Ich: Ok, ihr seid zu zweit, ich bin alleine. Holen wir bitte den Betriebsrat dazu. Das trieb dem Vize-Bigboss direkt den Puls in die Höhe, die Lautstärke der Stimme auch: Also, wenn du mir so kommst, dann ist das Gespräch grad beendet. Ich hab mich rechtlich jetzt nicht vorbereitet, nur inhaltlich.

Kackmom: Hä? Sollte sich dieser Inhalt nicht ohnehin innerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegen?

Ländle-Working: Möchte man meinen, ja.

Kackmom: Also hast du das Gespräch beendet?

Ländle-Workingmom: Puh, hätt ich mal besser. Aber nein, ich wollte jetzt endlich wissen, ob das denn jetzt passt mit meiner Elternteilzeit und was ich nach der Karenz arbeite. Ich will ja immer noch meinen Job zurück, wie ursprünglich angedacht. Und mein Vorschlag ist wirklich gut, auch für die Firma. Vize-Bigboss klärt gleich, dass er nur auf Inhaltliches eingehe und die Personalerin für die Stunden zuständig sei. Ich erkläre also erneut meinen Vorschlag, dieses Mal mit 70 Prozent, 2 Tage anwesend, wenn die Überstunden aufgebraucht sind, komm ich dann die ganzen 70 Prozent – am liebsten mit einem halben Tag Homeoffice und verweise gleich auf 5 andere Mitarbeiter*innen, bei denen Homeoffice wunderbar funktioniert. Ja, nein, Homeoffice kriege ich auf keinen Fall!

Kackmom: Und weiter?

Ländle-Workingmom: Der Vize-Bigboss belächelt meinen säuberlich ausgearbeiteten Plan mit Stundeneinteilung und allem drum und dran und meint: Also dein Vorschlag hier ist ja ein schöner Wunsch, ein Traum. Es ist ja auch wichtig, Träume im Leben zu haben. Es wird halt ein Traum bleiben, das können vielleicht Global Players umsetzen aber so eine mittelständische Firma wie wir nicht. Ich: Ich hab Anspruch auf einen adäquaten Job und ihr habt auch alle Fristen verpasst. Mein Vorgesetzter fährt mich an: Gar nix haben wir verpasst! Ich: Doch, ihr habt mir keinen einzigen Gegenvorschlag gemacht. Keinen. Ich möchte den Gesetzestext rausholen, sehe den verärgerten Blick des Vize-Bigboss, krieg’s mit der Angst zu tun und lass stecken.

Kackmom: Na, und weißt du jetzt, was du arbeiten wirst?

Ländle-Workingmom: Der Vize-Bigboss erklärt dann, dass in meiner Abteilung kein Platz mehr für mich sei und dass sich jemand aus ner anderen Abteilung bei mir meldet. Und die Arbeitszeit? Die Herren fragen, ob die Personalerin noch kommen soll. Ich: Ja, oder ich fahr halt noch mal her! Ok, großes Schweigen, bis sie kommt. Weiter geht’s. Die Personalerin wird ins Bild gesetzt und ich bitte noch einmal, den Betriebsrat dazuzuholen: Also bei 3 gegen eins ist mir jetzt doch unwohl. Ausgemacht war ein Zweier-Gespräch. Die Personalerin: Das darfst du nicht als 3 gegen 1 sehen und außerdem habe ich vor dem Betriebsrat eh keinen Respekt. Der Vize-Bigboss korrigiert: Doch wir haben vor jedem hier Respekt. Der Betriebsrat wird nicht dazu geholt.

Kackmom: Und nun?

Ländle-Workingmom: Ich erkläre nocheinmal, dass ich Anspruch auf eine adäquate Arbeit habe. Vize-Bigboss: Also was hier ädequat ist und was nicht, entscheide immer noch ich. Ich weiter: Ich komm auch nicht als Assistentin sondern genauso, wie die letzten Jahre als Manager. Jetzt zuckt er ganz aus: Das wär ja noch schöner, ein Manager in Teilzeit, haha. Dann schreibe ich jetzt irgendetwas auf nen Zettel und setze n „Managertitel“ dahinter. Ich weiter: Na, na, auch mit Managertätigkeiten. Vize-Bigboss ist völlig außer sich und versteht die Welt nicht mehr. Auch wenn ich mich nicht rechtfertigen sollte, so muss ich das doch ständig: Ich gehe in der Zeit auf 70 Prozent zurück, nicht in der Qualität meiner Arbeit. Die Personalerin erklärt mir dann noch, natürlich könne ich vor Gericht gehen, ob sie anschließend halt 27 Stunden Arbeit für mich finden, glaube sie halt eher nicht. Und mein Vorgesetzter ergänzt noch: Ja, und es war halt nicht sehr clever, mich dermaßen zu hintergehen und hier einen Gesprächstermin ohne mich auszumachen. Was heißt denn hier hintergehen? Ich ging nie davon aus, dass dieses Treffen geheim stattfindet, ich wollte alleine und in Ruhe mit dem Vize-Bigboss reden. So wie es mein Vorgesetzter ja ganz offensichtlich vorab gemacht hat.

Kackmom: Und die angedeutete Versetzung in die andere Abteilung?

Ländle-Kackmom: Die Abteilung ist klein und ich bezweifle, dass ich da einen gleichwertigen Job kriege. Ich fürchte, es ist eine Stelle für Berufseinsteiger*innen, die grad die Schule fertig haben. Also für mein Vergangenheits-Ich von vor über 10 Jahren.

Kackmom: Und wie seid ihr dieses Mal verblieben?

Ländle-Workingmom: Ich muss jetzt noch meinen dritten Tag bekanntgeben. Abgesehen davon, war das der schlimmste Tag in meinem Leben. Grausig, wie feindselig meine langjährigen Vorgesetzten und die Personalerin mir gegenübertreten und mich verspotten. Und nochmal: Ich habe stets vollen Einsatz gezeigt und maßgeblich dazu beigetragen, dass unser Stand bei unseren Topkund*innen weltweit so ausgezeichnet ist, wie er heute ist. Das einzige, was mir vorgeworfen wird, ist: Ich hab‘ ein Kind gekriegt. Wie gesagt. Ja, habe ich, mein Mann doch auch.

Kackmom: Und wie ging’s dann weiter?

Ländle-Workingmom: Beim Verlassen der Firma wollt ich doch noch schnell bei meiner Arbeitskollegin im Büro vorbeischauen und kurz Hallo sagen. Stattdessen hab‘ ich bei ihr einfach nur geheult. Als es wieder einigermaßen ging, bin ich ins Auto und hab meinen Mann angerufen und hab nochmal geheult, dann meine Mama – selbes Spiel. Irgendwann war ich wieder fahrtauglich und bin heimgefahren, wo ich dann einfach weitergeheult hab.

Kackmom: Oweia, und jetzt?

Ländle-Workingmom: Jetzt habe ich mich wieder aufgestellt und zieh das durch. Ich werde es nicht zulassen, dass ich entgegen der gesetzlichen Bestimmungen degradiert werden soll, weil ich jetzt eine Mama bin. Ich hab doch überhaupt keine Wahl! Im Gegenteil, ich habe jetzt ein Kind und mein Kind soll mit solch unfairen Bedingungen nicht mehr zu kämpfen haben!

Coming Up next: Unsere Ländle-Workingmom erhält also die neue Stellenbeschreibung. Sagen wir’s mal so, sie wird sich jetzt nocheinmal mit der AK beraten und sich auch selbst ganz konkret mit Gesetzestexten auseinandersetzen.

zum Nachlesen:

Ländle-Workingmom, Episode 1 und Ländle-Workingmom, Episode 2

Ein Kommentar zu “3 gegen 1 – Unsere Ländle-Workingmom kriegt langsam Schiss

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