
Hm, wo fang ich an? Eigentlich egal, es ist jeder Teil für sich schon hart genug. Fangen wir also erst mal mit den zugrunde liegenden Fakten an:
- Wo findet die Geschichte statt? In Vorarlberg – in einer Firma mit über 200 Mitarbeiter*innen
- Wer spielt alles mit? In Teil 1 mal unsere Ländle-Workingmom und ihr Abteilungsleiter. In den späteren Folgen dann noch der Vize-Bigboss, die Personalerin, der Betriebsrat, die AK
- What’s the problem? Unsere Ländle-Workingmom hat sich nach über 10 Jahren Betriebszugehörigkeit in den Mutterschutz verabschiedet und sich dann jetzt bald ein Jahr lang um ihr cooles Baby gekümmert. Wer hätt’s ahnen können, dass dies bei ihrem Arbeitgeber mit Karriereselbstmord gleichzusetzen ist? Spoiler: Laut Abteilungsleiter wohl jede, die’n Kind kriegt.
- Eine Anmerkung noch: Wer ist diese Ländle-Workingmom? Und um welche Firma handelt es sich? Ich gebe weder den Namen unserer Ländle-Workingmom, noch den Namen der Firma preis. Es existieren beide und ich fürchte mehr als nur einmal. Wer sich also als Firma angesprochen fühlt: Shame on you. Findet bessere Lösungen. Wer sich in unserer Ländle-Workingmom wiedererkennt: Fight for your right und hol dir Unterstützung.
Here we go
Ländle-Workingmom: Ja eigentlich sah ich mich bei der „Verabschiedung“ in den Mutterschutz mit anschließender Karenz schon mehr als einmal veranlasst, zu betonen: This is not Goodbye, it’s more kinda like see you soon. Natürlich haben wir im Vorfeld bereits besprochen, wie’s in der Firma weitergeht, wenn ich dann ein Jahr nicht da bin. Die Überlegungen gingen dann in alle Richtungen. Vielleicht holen wir jemand aus einer anderen Abteilung zur Überbrückung und je nachdem, wie es sich ergibt, kann ich das Team gerne geringfügig unterstützen. Vorzugsweise im Homeoffice – grad am Anfang und ich könnte mir sogar vorstellen, dass ich die Reisetätigkeiten recht rasch wieder übernehme. Und nach diesem Jahr, komm ich sowieso wieder zurück an meinen Arbeitsplatz. Erstes Problem zeigte sich nach ein paar Wochen gleich, Homeoffice geht nicht, jedenfalls nicht für alle, also besetzen wir die Stelle doch nach. In der Abteilung gab’s dann noch mehr Babynews und weitere personelle Veränderungen standen an. Wohl wissend, dass wir Mamas wieder zurückkommen, wurde weder die eine noch die andere Stelle als Karenzstelle ausgeschrieben. Ganz im Gegenteil, es wurde noch jemand eingestellt. Dass da kein Budget mehr für mich übrig ist, wundert mich jetzt nicht.
Kackmom: Stehst du seit du in Karenz bist, in Kontakt mit deinem Arbeitgeber?
Ländle-Workingmom: Ja, klar. Natürlich bin ich bald mal mein Baby vorstellen gegangen. Außerdem habe ich mich mit meinem Abteilungsleiter getroffen – mit und ohne Personalerinnen.
Kackmom: Und wie lief das erste Gespräch?
Ländle-Workingmom: Ganz furchtbar – ja, schon das erste Gespräch war übel. Ich komm da hin, voll motiviert. Schließlich klappt alles wunderbar mit unserm kleinen Sonnenschein. Ich werde genauso in den Job zurückkommen, wie ich mir das vorgestellt habe und bereits in der Schwangerschaft mit meinem Abteilungsleiter besprochen habe. Es geht sich alles wunderbar aus. Unser Betreuungsmix aus Mami, Papi, Kleinkindbetreeung und Oma, Opa, Tanten, Onkeln als Zusatzunterstützung ist bereits organisiert. Ich möcht 80 % zurückkommen. Bei den Reisen sammeln sich Überstunden an, auch weil da stets Wochenenden dabei sind. Daher würde ich wohl effektiv 50 Prozent im Büro sein, plus die Reisen, abzüglich meiner über 150 Überstunden noch. Sagen wir mal so: Es macht Sinn, mich mit einem hohen Stundenpensum anzustellen, weil sich sonst schon wieder so viele Überstunden anhäufen und eh keiner weiß, was ich mit denen nun anstellen soll. Und alten Urlaub hab ich ja auch noch.
Kackmom: Wie? Alten Urlaub? Nimmt man den üblicherweise nicht vor dem Mutterschutz?
Ländle-Workingmom: Das machen bestimmt viele, bietet sich ja auch an. Grundsätzlich kann man das machen, wie man möchte. Da bei uns in der Abteilung eben ganz lange nicht klar war, ob und wie und von wem nun meine Stelle für die Dauer meiner Karenz nachbesetzt wird, habe ich angeboten, bis zum letzten Tag zur Arbeit zu kommen und den 4-wöchigen Urlaub im Anschluss an meine Karenz zu konsumieren – zu 100 Prozent natürlich. Das ist die einzige Vereinbarung an die sich mein Arbeitgeber übrigens hält und mehr als einmal betont hat, was für ein tolles Entgegenkommen seitens der Firma das doch sei. Bitte was? Dass ich meinen Urlaub nehmen darf? Danke. Ich hab ihn euch zu liebe nicht VOR dem Mutterschutz genommen. Vergessen?
Kackmom: Also du gingst in Karenz mit über 150 Überstunden und einem Resturlaub von 4 Wochen?
Ländle-Workingmom: So ungefähr, ja.
Kackmom: Zurück zum ersten Gespräch. Hattest du einen konkreten Vorschlag dabei?
Ländle-Workingmom: Ja klar, genau den, wie wir ihn bereits während der Schwangerschaft besprochen hatten. Ich habe mir zudem noch überlegt, wie ich die alten Überstunden abbauen kann und mein Vorschlag lautet dann eben: Nach dem Urlaub, komme ich in eine 80 Prozent-Anstellung zurück, arbeite aber nur 50 Prozent bis meine Überstunden aufgebraucht sind und dann halt normal 80 Prozent oder 70 Prozent, wobei ich ein Auge drauf haben werde, dass die Überstunden nicht wieder ausufern. Falls dringende Zusatz-Arbeiten zu erledigen sind, mache ich zusätzlich zu diesen 50 Prozent gerne noch einen Homeoffice-Vormittag. Geht dann halt länger, bis die alten Stunden abgebaut werden.
Kackmom: Und was meinte dein Abteilungsleiter zu deinem ausgearbeiten Comeback?
Ländle-Workingmom: Nein.
Kackmom: Wie nein? Und weiter?
Ländle-Workingmom: Nix weiter, einfach nein, er meinte: Wir haben jetzt ja jemand anders eingestellt. Wie schaut denn das aus? So, du durftest den Job ein Jahr lang machen und jetzt kannst du wieder gehen!?! Nein, wir können doch dieser Person nicht einfach so den Job wegnehmen. Ich so: Aber mit mir schon? Nach über 10 Jahren. Und er so, lachend: Ja, aber das hätte dir bitte schon vorher klar sein müssen!?! Und ich so: Was denn genau? Wir haben das vor der Geburt meines Kindes schon so besprochen und nochmal: Ich hab nicht gekündigt, ich hab mich lediglich getraut, ein Kind zu kriegen und ein Jahr in Karenz zu gehen. Er weiter: Schau, es ist ja schön, dass du jetzt ein Kind hast und Mama bist. Kinder sind das Schönste, soll jede/r so viele Kinder haben, wie er/sie möchte. 10 von mir aus. Doch wo würdest du das Baby auch hingeben für so viele Stunden? Ich: Nicht, dass ich zu ner Antwort verpflichtet wär, aber zur Info: Kinderbetreuung, Papa ist auch noch da und dann gibt’s noch Omas, Opa, Tante und Onkel. Mach dir da mal keine Sorgen, die Kinderbetreuung ist geregelt. Wie ich das schon während der Schwangerschaft mitgeteilt hab. Er wieder: Jaja, das sind schon noch 2 verschiedene Dinge. Vor der Geburt sagt man ja viel und wenn das Baby dann da ist, ändern Mamas ihre Meinung. Ich: Ich nicht, oder? Ich komme genau so zurück, wie ich das während der Schwangerschaft bereits mitgeteilt hab. Er dann doch noch: Ja, es würd mich schon freuen, wenn wir in meiner Abteilung für dich ein Plätzchen haben, aber versprechen kann ich das natürlich nicht.
Kackmom: Und wie seid ihr da verblieben?
Ländle-Workingmom: Ja, gar nicht. Für mich war das n Schlag mitten ins Gesicht – ich hab gelebt für diesen Job! Einzig, der Satz von wegen, es würde ihn natürlich freuen, wenn ich wieder in seiner Abteilung arbeite, hat mir ein kleines bisschen Hoffnung auf eine gute Lösung gegeben. Schließlich habe ich meinen Bereich zu dem gemacht, was er heute ist. Bereits während meiner Zeit als Assistentin gab es haufenweise Lob für mich und das änderte sich auch nicht nachdem ich in die Manager-Position aufgestiegen war. Ach, wie naiv von mir.
Coming Up next: Ländle-Workingmom, die seltsamen 30 Prozent und die Personalerin, die sie „als Frau“ zwar eh versteht und nach eigenen Angaben schon auch Mittel und Wege kennt, Mütter auch während dem gesetzlichen Kündigungsschutz loszuwerden.
3 Kommentare zu „Ländle-Workingmom und die Steine, die ihr vor die Beine geknallt werden, Episode 1“