
Danke Kind, ich weiß nicht mal mehr, warum mir das mein 10-Jähriger um die Ohren geschleudert hat. Am ehesten, weil er ins Bett soll oder Hausaufgaben machen und nicht in die Gänge kommt. Ahja, diesmal warn’s die Hausaufgaben, die er net jetzt sondern später machen wollt. Jedenfalls sind wir so aneinander gekracht, dass ich ihm Handyverbot erteilt, den Spielenachmittag mit Freunden gestrichen und als er mich noch weiter provoziert hat, die bevorstehende Geburtstagsparty abgesagt hab. Hab da jetzt mal ein Machtwort gesprochen! Er stampft die Treppe rauf und geht ins Zimmer, knallt die Tür zu, macht sie wieder auf und so: Du bist die schlimmste Mama auf der ganzen Welt! Türe wieder zu, wieder auf: Nein, warte, das ist noch zu gut für dich. Du bist die schlimmste Mama im GANZEN UNIVERSUM. Ich: Ok, du bist aktuell auch nicht grad ein Kind zum Verlieben. Er: Du hast mir alles genommen. Mein Handy, meine Freunde, meine Party. Was willst du mir als nächstes wegnehmen? Los! Sag schon! Mein Leben vielleicht?
Huch, that escalated quickly. Ok, bei soviel aufgesetztem Drama musste ich dann innerlich lachen und überlegen, wie ich aus der Nummer wieder rauskomme. Natürlich wollte ich keine einzige meiner unkontrolliert rausgeschossenen Strafmaßnahmen einhalten. So viel zum Machtwort. Ganz schön knifflig, das wieder hinzubiegen, ohne als komplette Versagerin vom Platz zu gehen. Ich hab dann irgendwie durchklingen lassen, dass wenn er irgendwelche Aufgaben erledigt, kann er sich eins ums andere wieder zurückgewinnen. Hey, was wäre das Leben ohne 2. Chancen? Als Harmoniejunkie bin ich ja generell ein Fan der Wiedergutmachung. Ich weiß nicht, ob das richtig ist. Es entspricht mir. Wir alle benehmen uns mal daneben und es beruhigt mich, wenn ich das ansprechen kann und eine Chance zu Wiedergutmachung krieg und anderen diese Möglichkeit auch gebe. Dass das kein Freibrief zum sich Daneben-Benehmen sein darf, ist klar. Eher ehrliche Bemühungen, die Wogen wieder zu glätten.
Um die Story wieder rund zu machen, Lennox kam runter, hat sich entschuldigt, ich mich auch, er hat ohne weitere Troubles Hausaufgaben gemacht, und die Spielecke wie vereinbart aufgeräumt. Achja, an dieser Stelle weise ich gerade noch darauf hin, dass mir besagtes 10-Jähriges Kind letzthin einen Erziehungstipp gegeben hat. Und zwar hat er auf einem seiner favorite Youtube-Kanäle gehört, dass man Kindern zur Strafe nicht etwas, das sie gerne haben, wegnehmen, sondern eine ungeliebte Aufgabe aufbrummen soll. Also statt, du kriegst keine Party, heißt’s dann, du musst dies und jenes als Zusatzaufgabe machen. Klingt irgendwie cool – krieg ich trotzdem nicht immer her. Jedenfalls net beim 1. Anlauf.
Und so lebten die schlimmste Mama im ganzen Universum und ihr Erstgeborenes wieder harmonisch weiter. Jedenfalls bis zum Abend, an dem er lieber noch ein bisschen aufbleiben würde, aber schlimmste Mutter ihn ins Bett schickt.